Etwas mehr vom Gärtnern als im vergangenen Jahr verstehe ich mittlerweile. Habe die Acker-Kratzdisteln halbwegs im Griff, komme mit Rindenmulch und dem Dosieren von Dünger besser zurecht und kann auf mein ausgeklügeltes Bewässerungssystem mit integrierter LED-Beleuchtung zu Recht stolz sein. Was wo in meinem Garten gepflanzt wurde, kann ich Besuchern inzwischen auch aus dem EffEff erklären. Dass das allein dem Umstand zu danken ist, weil ich mir einen Spickzettel mit Standort und Namen des Angepflanzten angefertigt hatte, den ich inzwischen auswendig kann, brauche ich ja niemanden zu verraten.
Darüber hinaus stehe ich mit Fauna und Flora weiterhin auf dem Kriegsfuß. Trotz diverser Pflanzenbestimmungsbücher und -apps, die im vergangenen Jahr angeschafft wurden. Zu meiner Ehrenrettung muss gesagt sein, dass es mir weder die Natur noch die Botanik leicht machen. Denn nichts anderes als Wortungetüme haben sich die Pflanzenentdecker und -bestimmer einst ausgedacht. Zwar habe ich vor Jahren im Zusammenhang mit meinem Studium das Kleine Latinum gepaukt, erinnere mich aber nicht, dass ich für die Übersetzung des „Bellum Gallicum“ jemals Pflanzennamen gebraucht hätte.
Und deren Übertragungen ins Deutsche? Die kann ich mir ebenso wenig merken wie die lateinischen Bezeichnungen. Zumal die deutschen Namen für meine Begriffe so gut wie nie mit dem Aussehen der jeweiligen Pflanze, von der ich wissen will, wer und was sie ist, kompatibel sind. Der Wollige Schneeball (Viburnum lantana) bespielsweise sieht weder wie ein Schneeball noch wie Wolle aus. Und der gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare)? Der ist in meinen Augen alles andere als gewöhnlich. Der fällt nicht nur seiner schönen Farbe wegen aus dem Rahmen.
Womit wir bei der Natur wären, die mir das Einordnen und beim Namen nennen ebenso schwer wie die Botanik macht, die für mein Dafürhalten endlich vom Kopf auf die Füße gestellt gehört. Das jedenfalls, was in meinem Garten angepflanzt wurde, passt nicht immer in das Bild, das die Natur vorgibt. Am Zierapfel (Malus) Rudolph wachsen – wie ich bei meinem heutigen Rundgang feststellen musste – nicht etwa Äpfel, sondern Kirschen! Die sechs immergrünen Schneebälle (Viburnum rhytidophyllum) warten mit schwarzen und roten Johannisbeeren auf. Völlig aus dem Tritt ist der Blumen-Hartriegel (Cornus kousa „Cappucino“). Er trägt riesige ungezuckerte Himbeerbonbons; böse Zungen behaupten sogar, an ihm mutiere ein Virus.
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